IPV6, pi-hole, mehrere statische fd00 Adressen der Clients

Statisch heisst noch nicht, dass sie eindeutig sind oder nicht auch mehrere solcher Adressen auftauchen können, und auf IPv4 nimmt IPv6 (angesehen von wenigen Ausnahmen) überhaupt nicht Bezug.

IPv6 setzt vor allem auf Auto-Konfiguration, d.h. ein Gerät berechnet seine IPv6-Adresse selbst - genaugenommen setzt es die Adresse aus einem netzwerkseitig vorgegebenem Präfix und einem berechneten Interface Identifier zusammen.
Beide sind zunächst jeweils 64 Bit breit, wobei z.B. Dein ISP auch ein kürzeres Präfix vergeben kann (z.B. 56 Bit), was Dir wiederum einen größeren Adressraum beschert, den Du individuell vergeben kannst (wiewohl dieser dann öffentlich! sichtbar ist).

Es gibt also zwei Quellen für mögliche Adressänderungen:
Entweder das Präfix ändert sich (z.B. infolge einer Neuzuordnung des öffentlichen Präfix -aus dem Bereich 2000::/3- durch den ISP im Rahmen einer in D täglich üblichen Zwangstrennung), oder der Interface Identifier wird vom Gerät neu berechnet, z.B. durch Privacy Extensions oder bei subnetzübergreifender Verwendung von statischen privaten Adressen.

Für ULAs -aus dem Bereich fd00::/8- kann lediglich ausgeschlossen oder zumindest vorhersehbar sein, dass sich das Präfix ändert, nur für link-lokale Adressen -aus dem Bereich fe80::/10- steht das Präfix fest.

Neuberechnungen des Interface Identifiers werden jedoch geräteseitig veranlasst. Ein Gerät (bzw. dessen Betriebssystem) bestimmt also selbst , wann und mit welcher Methode der Interface Identifier neu berechnet wird.

Wenn Du nun auf einem Gerät Privacy Extensions aktiviert hast (was bei öffentlichen IPv6-Verbindungen durchaus sinnvoll ist), dann wird zusätzlich zu den vorhandenen Adressen (bis auf die öffentliche, die wird ersetzt) eine neue IPv6-Adresse aus Präfix und Interface Identifier gebildet. Dadurch wird die Anzahl an IPv6-Adressen eines Geräts (genauer: einer Netzwerkschnittstelle) nahezu verdoppelt.

Daher solltest Du bei der Auswahl der ULA-Adresse für Deinen Pi-hole darauf achten, dass Du die (auf der MAC-Adresse basierende) EUI64-Adresse oder die alternativ verwendete statische private Adresse auswählst. Für letztere kann allerdings auch manuell eine Neuberechnung erfolgen, was z.B. passiert, wenn erstmals eine solche IPv6-Adresse ermittelt wird (also eventuell auch beim Aufsetzen von Pi-hole).

Objektiv gesehen bietet IPv6 für den Privatanwender bislang wenig bis keine Vorteile, denen jedoch eine erhebliche Lernkurve mit etlichen Seiteneffekten gegenübersteht.

Wenn das alles zu wenig durchsichtig erscheint, wäre also auch das Deaktivieren von IPv6 im Router eine Option, sofern individuell kein zwingender Grund für die Verwendung vorliegt.

Wer sich mit IPv6 erst einmal langsam vertraut machen möchte, kann ebenfalls IPv6 in der FB deaktivieren und im Heimnetz bei seinen Clients zunächst relativ gefahrlos auf Privacy Extensions verzichten.
Aber Achtung: Bei Smartphones oder anderen mobilen Geräten mit wechselnden Einsatzorten (z.B. Laptops) gilt diese Vorgabe eventuell systemweit, wodurch Geräte ausserhalb des FB-Heimnetzwerks ggf. ohne PE über IPv6 exponiert wären.

Mein persönlicher Rat wäre:
Wer sich um die Risiken und Nebenwirkungen von IPv6 keine Gedanken machen möchte, schaltet das in der FB ab.

Wer lernbereit ist, sich mit den Einzelheiten, Problemen und Seiteneffekten auseinanderzusetzen, fängt mit rein lokaler IPv6-Nutzung an.

Wenn dann nach einigem Experimentieren das Verständnis gewachsen ist, kann man sich erneut die Frage stellen, ob man sein Netz auch über öffentliches IPv6 nutzen möchte.

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